Anmerkung: Vor- & Frühgeschichte am Lechrain (Dr. Anton Huber; Stadt- und Kreisheimatpfleger)
Bei Unterigling wurde am Rande einer Kiesgrube eine Römerdarre entdeckt, ihre Lage nur wenige Meter von der Via Claudia Augusta entfernt, läßt darauf schließen, daß hier der auf der Tabulla Peutingeriana verzeichnete Straßenstation Ad Novas lag.
Ausschnitt aus der römischen Strassekarte "Tabula Peutingeriana", Ende 4.Jhdt. n.Chr. Von Augusta Vindelicum-Augsburg führen jeweils von links nach rechts drei Fernstrassen nach Osten (Regino-Regensburg); Südosten (Juvavo-Salzburg) und Süden (Tredente-Trient). An der Südtrasse, der Via Claudia, liegen die nächstgelegenene Oorte zu Augusta Vindelicum, die Orte Ad Novas (Igling?) und Audiaco (Epfach). Entlang der West-ostverbindung werden Rapis-Schwabmünchen und Camboduno-Kempten genannt. Nach: E. Weber, Codex Vindobonensis 324 (Wien 1976) Seg. IV 1-3. |
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Bereits 1926, sowie 1973, kamen beim Kiesgrubenaushub auf diesem Gelände römische Siedlungsreste zum Vorschein. Es muß daher angenommen werden, daß auf dem heutigen Areal ebenfalls römische Gebäude gestanden haben, deren Überreste beim Kiesabbau zerstört wurden.
Hierbei dürfte es sich um eine römische Straßenstation und dem dazugehörigen Gelände einer Villa Rustica gehandelt haben.
1993 wurden dann auf angrenzenden Gelände beim Pflügen eines Bauern, weitere Kalktufffragmente freigelegt. Nach ausführlichen Ausgrabungen stellte der Stadt- & Kreisheimatpfleger Dr. Anton Huber (L-Lech) seinen Abschlußbericht vor.
"Orginaltext Dr. Anton Huber; Arch-Gebäudebeschreibung; 1994": (2)
Der romische Bau ist Nord-Süd ausgerichtet, liegt nahe der von Sumuntorium/Burghöfe (2) nach Altinum/Trient verlaufenden Via-Claudia-Augusta. Die Grundmauern zeigen einen kreisrunden viereckigen Grundriß. Ein Heizungsschacht verbindet beide Räume. Durch Brandspuren (verziegelter Lehm) kann die Feuerstlle lokalisiert werden. Durch das ansteigende Schnürloch zog die Heißluft in den U-förmigen Heizungskanal und dann von dort durch je 2 Schlitze in den Innenraum. Dieser Trocknungsraum kann auch als Darre bezeichnet werden. Was darin gedörrt wurde, weiß man nicht genau. Die Vermutungen reichen von Flachs, Getreide, Linsen Bohnen, Obst über Keramik bis zu Fleisch (Räucherkammer oder Selch). Als Baumaterialien wurden u.a. Kalkstein und Nagelfluh beim viereckigen Gebäude auch Tegula- und Hypokaustziegelfragmente verwendet, wob ei die Südmauer des kleinen Innenraumes nur von Ziegelbruchstücken errichtet ist. Der kreisrunde Heizungsraum ist überwiegend mit gebrochenen Kalksteinen aufgeführt, druchsetz mit Kalktuff und Nagelfluh.
Bisher ist im Landkreis Landsberg noch kein vergleichbares Gebäude aus der Römerzeit bekannt gewesen. Ähnliche Objekte gibt es aber in Bayern in Zusmarshausen, Eching und Niederndorf (letztere im Landkreis Freising) und bei Regensburg.
Eine römische Darre aus Bad Wimpfen (BWtmbg.) entspricht haargenau dem ausgegrabenen Fund von Unterigling (18,1993). Dieser Hinweis ist Dr. L. Bakker, Römisches Museum Augsburg, zu verdanken.
Eine Bronzemünze aus der Zeit Kaiser Trajan's (98-117 n.Chr.), die in der Einfüllung des Heizungsraumes gefundenwurde, dient zur zeitlichen Einordnung des Gesamtbefundes, Eisenteile und Keramik müssen zu diesem Zeitpunkt noch ausgewertet werden. Interessant ist ein Bronzebeschlag mit dem Namen GEMELLIANUS F., d.h. Gemellianus (Zwilling) hat ihn gemacht F.(ecit).Dieser Bronzegießer ist durch ein Fundstück im Augsburger Raum und in Baden (CH) bekannt. Die ganze Schrift lautet nach dem Fundort in der Schweiz "AQUAE HELVETICAE GEMELLIANUS F". Dieser Hinweis ist dr. L. Bakker, Römisches Museum Augsburg zu verdanken.
Durch das großzügige Entgegenkommen des Grundbesitzers konnte die ausgegrabene römische Darre noch länger offenliegen und von Interessenten besichtigt werden. So kamen am "Tag des offenen Denkmales" viele Bewohner des Landkreises zur Grabungsstelle und ließen sich Art und Funktion des Gebäudes erklären. Am 12.September 1993 wurden die Grundmauern wieder mit Erdreich bedeckt, zusätzlich wurde noch Erdmaterial angefahren, sodaß die Gebäudereste vor Beschädiung durch Pflügen geschützt wurden.
Anmerkung: WIKIPEDIA:
Eine Darre ist eine seit der Vorzeit bekannte Einrichtung zum Trocknen von Gütern, bei deren Aufbewahrung der Befall mit Pilzen und anderen Schädlingen vermieden werden soll. Dazu wurden die unterschiedlichsten Vorrichtungen gebaut. Diese Konservierung, bei der es u. U. auch versehentlich zum Rösten kommen kann, betraf vor allem das Getreide, das oft sogar in verkohltem Zustand gefunden worden ist.
Ansicht: NordS-üdachse in Richtung auf Igling. Gestrichelte Doppellinie ist vermuteter Verlauf der Via Claudia Augusta. Pfeilmarkierungen: Materialentnahmegruben für den Strassenbelag. Kreis und Pfeilmarkierung im Bild rechts/oben: Lage der Römerdarre und vermutete Lage der ehem. Villa-Rustica, deren Spuren leider durch den Aushub der Kiesgrube im frühen 20.Jhdt. zerstört wurde. Original der Luftbildaufnahme: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Luftbildarchäologie. 26.07.1992, Foto K. Leidorf 7930/127-1; Dia 6736-10. |
Igling-Loibachanger (Schorenfeld) Römische Glas- und Keramikfragmente aus dem 1. u. 2. Jhdt. n.CHr. Foto: M. Eberlein. Arch. Staatsslg. München Römischer Weintransportkarren. (Original-Museum Augsburg) Foto A. Platschka |
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Literaturquellen:
(1) Zur frühen Besiedlung zwischen Ammersee und Lech von Dr. Anton Huber (Seite 15)
Sonderdruck aus: Bayern, Schwaben und das Reich
Festschrift für Pankraz Fried zum 75.Geburtstag; Wißner-Verlag Augsburg (2007)
Augsburger Beiträge zur Landesgeschichte Bayerisch Schwabens Band 11
(2) Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie Verlag Marie Leidorf GmbH
[ISSN 1431-6706]
Herausgegeben von
Bayerische Akademie der Wissenschaften,
Kommission zur vergleichenden Archäologie römischer Alpen- und Donauländer [ab Bd. 3]
Internet-Adresse: Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie
Links/Services zu:
Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie (Uni München)